BURN-OUT SYNDROM
Allgemein
Der Begriff Burn-Out umfasst eine totale Erschöpfung der betroffenen Person. Diese Erschöpfung wirkt sich sowohl emotional, als auch körperlich aus. Der Begriff lässt sich auf Herbert J. Freudenberger, Psychoanalytiker, zurückführen. Ihm war aufgefallen, dass ihn sein Job, den er einst mochte, nur noch frustrierte. Ähnliche Symptome konnte er bei seinen gestressten Kollegen erkennen, die immer zynischer wurden. Auch bei Menschen anderer Berufsgruppen konnte er dieselben Anzeichen ausmachen. Sie alle litten unter Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit, Konzentrationsschwächen aber auch Stimmungsschwankungen oder körperlichen Symptomen wie Verdauungsproblemen oder Rückenschmerzen. Freudenberger bezeichnete den Zustand, in dem sich der Betroffenen befanden, als „Zustand erschöpfter mentaler und physischer Ressourcen“, der einher geht mit dem Arbeitsleben.
Burn-Out gefährdete Personengruppen
- Personen, die beruflich viel mit anderen Personen zu tun haben, beispielsweise pädagogische oder soziale Berufe
- Personen die Angehörige pflegen
- Personen im mittleren Management, die versuchen die Bedürfnisse der Vorgesetzten zu erfüllen, sowie jene Bedürfnisse der eigenen Mitarbeiter.
Jedoch kann jeder Mensch, der durch sein berufliches oder privates Umfeld stark belastet ist und keinen Weg der Entlastung findet, ein Burn-Out Syndrom entwickeln. Dies betrifft auch Schüler und Studenten.
Entstehung Burn-Out Syndrom
ine wesentliche Rolle bei einer Burn-Out Erkrankung spielt eine dauerhafte Belastung durch Stress. Kurzfristige stressbedingte Situationen können die meisten Personen gut wegstecken. Hält die Belastung jedoch über einen längeren Zeitraum an, so kann dies nachhaltige Folgen für den Körper und die Psyche haben. Sind die physischen und psychischen Kraftreserven der betroffenen Person aufgebraucht, ohne dass jedoch Psyche und Körper sich regenerieren können, so erreicht man den Zustand des „Ausgebranntseins“.
Mehrere äußere Einflüsse und Faktoren können dazu beitragen, dass ein Burn-Out Syndrom entwickelt wird:
- Leistungs- und Zeitdruck
- Fehlende, persönliche Gestaltungsmöglichkeiten im Beruf
- Angst vor Arbeitsplatzverlust
- Große Verantwortung und schlechte Bezahlung
- Mangelnde Rückmeldungen auf persönliches Engagement
- Arbeit die überfordert
- Mobbing
Neben den äußerlichen Faktoren gibt es auch persönliche Faktoren die dazu beitragen, dass betroffene Personen ein Burn-Out Syndrom entwickeln. Oftmals handelt es sich bei diesen Personen dann um ehrgeizige und engagierte Personen, mit einem Hang zur Perfektion, die sich selbst unter Erfolgsdruck setzen und ungern Arbeit und somit Kontrolle abgeben.
Wird eine Arbeit als extrem belastend empfunden, so kann auch ein Halbtagesjob zu einem Burn-Out Syndrom führen. Erst wenn sich die Person nicht mehr an die zu bewältigende Herausforderung anpassen kann und die Grenze der Anpassungsfähigkeit überschritten wurde, kann sich ein Burn-Out entwickeln. Allerdings gibt es auch zahlreiche Personen die bis zu 70 Stunden die Woche unter hoher Belastung arbeiten, ohne dass sie sich dauerhaft belastet, gestresst oder ausgelaugt fühlen.
Symptome Burn-Out Syndrom
Die Symptome und Beschwerden bei Personen mit Burn-Out sind vielfältig und sehr individuell. Das Ausmaß und die Beschwerdeart hängen auch von der Persönlichkeit der betroffenen Person ab. Die Krankheit entwickelt sich über einen längeren Zeitraum hinweg und tritt meist schleichend ein. Grob lässt sich ein Burn-Out Verlauf in 12 Phasen unterteilen, wobei nicht zwingend jede Phase durchrannt wird, sondern teilweise auch übersprungen wird.
- Phase 1: Sich selbst etwas beweisen: übertriebener Ehrgeiz entwickelt sich zu Verbissenheit und Leistungsdruck. Die Bereitschaft Misserfolge hinzunehmen, sinkt.
- Phase 2: erhöhter Einsatz: der Einsatz wird verstärkt, um seine eigenen Erwartungen erfüllen zu können. Das Gefühl alles selbst machen zu müssen, ist stark ausgeprägt.
- Phase 3: die eigenen Bedürfnisse werden vernachlässigt: Schlafen, Familie, Essen werden zur Nebensache. Der Berufsalltag dominiert das Zeitmanagement der betroffenen Person.
- Phase 4: Konflikte werden verdrängt: mögliche Konflikte und Probleme werden verdrängt. In dieser Phase können erstmals körperliche Beschwerden auftreten.
- Phase 5: Werte werden uminterpretiert: meist verändert sich die Wahrnehmung der betroffenen Person. Der Beruf wird als einziger Maßstab zur Beurteilung des Selbstwertgefühls heran gezogen. Alles weitere wird diesem untergeordnet.
- Phase 6: Probleme werden verleugnet: die betroffene Person nimmt seine Personen im Umfeld oftmals als undiszipliniert und faul wahr. Sie selbst wird immer zynischer und aggressiver. Zeitnot wird für mögliche Probleme verantwortlich gemacht.
- Phase 7: Man zieht sich zurück: das soziale Leben wird auf ein Minimum reduziert, man igelt sich ein. Betroffene verrichten oftmals ihren Job nur noch als „Dienst nach Vorschrift“ und greifen zu Suchtmittel wie beispielsweise Alkohol.
- Phase 8: das Verhalten wird geändert: einst engagierte Menschen werden ängstlich und apathisch. Sie selbst empfinden sich immer als weniger wert.
- Phase 9: Bezug zu sich selbst geht verloren: seine eigenen Bedürfnisse werden nicht mehr wahrgenommen, man empfindet sich als wertlos. Das Alltagsleben verläuft in mechanischen Prozessen.
- Phase 10: Leere: um die innere Leere zu überbrücken, suchen Betroffene verkrampft nach einer Ablenkung. Übermäßiges Essen oder Alkoholgenuss können eine Folge daraus sein.
- Phase 11: Depression: Betroffene sehen keine Perspektiven mehr, fühlen sich nicht nur erschöpft, sondern auch hoffnungslos. Depressive Zustände treten auf.
- Phase 12: totale Erschöpfung: der Betroffene bricht physisch, als auch psychisch zusammen. Durch mögliche Suizid-Gedanken ist es äußerst notwendig, dass umgehend ärztliche Betreuung aufgesucht wird.
Das Immunabwehrsystem der betroffenen Person wird geschwächt und die Anfälligkeit für Infektionserkrankungen steigt. Auch Gliederschmerzen, Schwindel, Bluthochdruck, Schlafstörungen, Ohrgeräusche, Kopfschmerzen, Herzrasen oder Verdauungsprobleme können körperliche Symptome sein.
Diagnose Burn-Out
Eine frühzeitige Erkennung eines Burn-Out Syndroms ist oftmals sehr schwierig. Vor allem da betroffene Personen eher über nebensächliche Beschwerden, wie beispielsweise Verdauungsprobleme sprechen. Durch Gespräche versucht hier der betreuende Arzt die private und auch berufliche Situation des Patienten zu erfragen. Bei Verdacht eines Burn-Out Syndroms erfolgt im Normalfall eine ausführliche Untersuchung, um so mögliche Ursachen, hervorgerufen durch Erschöpfung, auszuschließen. Blutwerte können zur Abklärung geprüft und auch Röntgenaufnahmen angefertigt werden. Ebenso kann eine 24 h Messung der Herzratenvariabilität durchgeführt werden, wobei hier genauestens ein Tätigkeitsprotokoll geführt werden muss. Eine objektive Beurteilung der Belastungssituation sowie der Regenerationsphasen ist somit möglich
Behandlung Burn-Out Syndrom
Hier ist es besonders wichtig, dass mit der Therapie möglichst früh begonnen wird. Betroffene Personen müssen zudem erlernen, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen belastenden und entspannenden Situationen zu finden. Entspannungstechniken können diesen Prozess fördern.
Schlafstörung und Burn-Out Syndrom
Schlafmangel bzw. Schlafstörungen können einerseits Auslöser für ein Burn-Out Syndrom sein, andrerseits leiden Burn-Out Patienten, aber auch oftmals unter Schlafmangel. Bei Personen, die unter chronischen Schlafstörungen leiden, ist das Risiko depressiv zu werden, wesentlich höher, als bei gesunden Schläfern. Nimmt die betroffene Person wahr, dass sie unter Schlafstörungen leidet, so wird sie meist versuchen, diese verkrampft zu beheben. Dadurch entsteht eine innerliche Stresssituation. Schlafstörungen können in diesem Fall zu einer depressiven Erkrankung führen. Die verstärkte Ausschüttung von Cortisol, dem sogenannten Stresshormon, versetzt den Körper in eine Art Dauerstresszustand. Die physische und psychische Belastung bei der betroffenen Person steigt an. Dies kann auch genetisch bedingt sein. Leidet eine Person unter einem gestörten Schlaf, so wird meist die Kommunikation zwischen Frontallappen und Amygdala (Mandelkern) massiv gestört. Der Mandelkern ist für die Bewertung emotionaler Reize verantwortlich. Im präfrontalen Kortex findet die Regulierung der kognitiven Prozesse statt. Fehlt nun ausreichend und gesunder Schlaf, so wird die Leistungsfähigkeit des Gehirns massiv beeinflusst, ebenso wie die Reaktion auf emotionale Reize. Psychische Erkrankungen können die Folge daraus sein.